Die ersten Elektrofahrräder erblickten bereits vor mehr als hundert Jahren das Licht der Welt. Hierbei handelte es sich um recht eigenwillige Konstruktionen mit frei liegenden Antriebsriehmen wie etwa das Motorfahrrad Wartburg oder das Treibrad der Luftfahrzeug-Gesellschaft Bitterfeld mbH, das über eine Verbindungsachse mit dem Fahrradrahmen verbunden wurde und das eigentliche Fahrrad anschob. Diese Räder waren nicht nur sehr schwer, sondern oftmals auch unzuverlässig. Sie bescherten den Menschen in der damaligen Zeit in erster Linie Mobilität und waren weniger als Sport- und Freizeitgeräte gedacht. In den letzten fünf Jahren dieses Jahrhunderts wurden Elektroräder wieder entdeckt und erlebten nach den 1920er und 1950er Jahren ihre dritte Renaissance.
Anfänglich noch mit recht schwachen Akkus ausgestattet und einigen Mängeln behaftet, sind die Räder mittlerweile technisch auf einem guten Stand und sehr zuverlässig. Und die heutigen Elektroräder haben mit ihren Vorfahren auch nicht mehr viel gemeinsam. Es handelt sich hierbei um „herkömmliche“ Fahrräder, die mit einem elektrischen Trittkraftverstärker ausgestattet wurden und somit das Trampeln erleichtern. Zwar gibt es auch noch einige Räder mit Benzinmotor und Selbstantrieb, diese fallen jedoch nicht ins Gewicht und machen nur einen sehr geringen Marktanteil aus. Optisch unterscheiden sie nicht viel von ihren unelektrisierten Brüdern, bis auf das im Rahmen der Akku platziert wurde und dieser damit etwas unförmlicher wirkt. Ansonsten verfügen Elektroräder über die gleiche technische Ausstattung wie herkömmliche Räder. Die Vor- und Nachteile solcher Räder möchten wir an dieser Stelle kurz gegenüber stellen.
Pro
- Die Räder ermöglichen weniger gut trainierten Radfahrern die Bewältigung von Steigungen, die sie sonst umgehen würden oder an denen sie schieben müssten
- Sie ermöglichen weniger kraftanstrengende Touren, wodurch sich Menschen, die dem Fahrrad aus besagtem Grund den Rücken gekehrt haben, sich wieder sportlich an der frischen Luft betätigen
- Elektroräder können auch ohne Trittkraftverstärkung gefahren werden. Der Fahrer kann also zwischen sportlicher Tour und entspannender Vergnügungsfahrt wählen
Contra
- Elektroräder besitzen ein höheres Gewicht als herkömmliche Räder, was die Fahrt ohne Antrieb erschwert
- Sie sind im Schnitt zirka 300-500 Euro teurer als ein vergleichbares Rad ohne Elektronantrieb
- Unerfahrene Radfahrer neigen dazu, die nun möglichen Geschwindigkeiten zu unterschätzen, was zu schweren Unfällen führen kann
- Der Trainingseffekt des Radfahrens nimmt ab, was dann zum Problem werden kann, wenn der Akku einmal ausfällt.
Fazit:
Elektroräder spalten die Gemüter der Radfahrer. Der sportlich orientierte Radfahrer wird Elektrorädern nur ein müdes Lächeln abgewinnen und schwer akzeptieren können, wenn beispielsweise ein rüstiger Rentner augenzwinkernd am Berg überholt. Dann sollte man jedoch die notwendige Gelassenheit an den Tag legen und sein ehrgeiziges Radfahrerego überwinden. Sieht man einmal von den höheren Anschaffungskosten für ein gutes Elektrofahrrad ab (ein gutes Rad bekommen man bereits ab zirka 1.500 EUR), dann stellen diese für „Genussradler“, denen es weniger auf den Trainingseffekt ankommt, sondern diese vielmehr Landschaft und Kultur genießen wollen, eine sinnvolle Alternative dar.
Weil beispielsweise die Alpen Jung und Alt gleichermaßen begeistern und es dort nicht nur flache und gut ausgebaute Radwege gibt, kann das Elektrorad auch etwas sportlich daherkommen. Entscheidend bei der Frage pro oder contra Elektrofahrrad wird also sein, zunächst seinen eigenen Anspruch zu definieren. Dabei sollte man sich auch nicht von seinen Mitmenschen beeinflussen lassen, sondern wohl überlegen. Kommt man zu keinem Ergebnis, dann bleibt immer noch die einfachste Variante eines Zweitrades, das bei ordentlicher Pflege und Wartung mühelose einige Jahre seinen Dienst leistet.