Eine der historisch wertvollen Regionen liegt zwischen Paris und der Atlantikküste bis zur Loire. Das Gebiet erhebt sich auf rund 60m übe Normalnull und eignet sich hervorragend für jene Fahrer, die das flache Terrain bevorzugen. Das leicht hügelige Gelände lässt sich wohl am entspanntesten auf dem Rad genießen. Unser Startort ist die Stadt Le Mans im Département Sarthe.
Le Mans ist vor allem für seine Motorsportveranstaltung, den 24h von Le Mans (frz. „24 heures du Mans“) bekannt. Doch die 143.000 Einwohner zählende Stadt hat weitaus mehr zu bieten als ein großartiges Motorsportereignis. Gegründet von den Kelten begann der Aufstieg der wichtigen Stadt an der Sarthe unter römischer Herrschaft, welches später Bistumssitz wurde.
Aus dieser Zeit stammt auch die äußerst sehenswerte Kathedrale Saint-Julien im romanisch-gotischen Baustil. Ebenso sehenswert sind die „Eglise de la Couture“ aus dem 13. und 14. Jahrhundert sowie die Stadtmauer aus dem 3. Jahrhundert, welche sehr gut erhalten ist, was unter anderem der geringen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zu verdanken ist. Daher ist auch die Altstadt in einem bemerkenswert guten Zustand.
Und wer sich für den Motorsport interessiert, der sollte auf jeden Fall die Rennstrecke besichtigen welche sich unmittelbar am Stadtrand befindet. Im Innenbereich der Rennstrecke befindet sich seit 1991 das Automobilmuseum, das sogenannte „Musée automobile de la Sarthe“. Auf rund 5.000m² können hier rund 150 Automobile bestaunt werden.
Wir verlassen den Großraum Le Mans, welcher immerhin 305.000 Einwohner zählt und radeln entlang der D357 welche uns über die Orte Bouloire und Saint-Calais führt.
Saint-Calais ist bekannt für sein „Chausson aux pommes“, einem Blätterteiggebäck mit Äpfeln. Sehenswert sind unter anderem die Schlossruine sowie die „Église Notre-Dame de Saint-Calais“ aus dem 15. und 16. Jahrhundert.
Von Saint-Calais aus geht es der D357 entlang quer durch die landwirtschaftlich wichtige Region. Sie ist für Frankreich eine der wichtigsten Getreideanbaugebiete und wird auch als „Kornkammer von Paris“ bezeichnet. Und aufgrund dieser Bedeutung ist dieses Gebiet auch äußerst dünn besiedelt.
Daher werden hier auch nur kleine Orte durchfahren. Dies hat natürlich zum Radeln den Vorteil, dass es auf der Strasse vergleichsweise ruhig zu geht und die Radtour entspannt sich seinen Weg durch das Beauce – so der Name dieses 5.740km² großen Gebietes.
Bei Charsonville wird aus der D357 die N157 und dieser folgen wir auf den letzten verbleibenden Kilometern Richtung Orléans.
Orléans ist eine Stadt an der Loire, dem längsten Fluss Frankreichs. Sie ist Universitäts- und Bischofssitz. Hier leben rund 113.000 Menschen, im Großraum sogar 370.000 Menschen.
Orléans hat eine bewegte Vergangenheit. Bereits zur Zeit der Kelten wurde hier angesiedelt welches im Jahr 52 v. Chr. von Cäsar erobert wurde. Der Aufstieg dieser Stadt begann dann aber im frühen Mittelalter mit der Gründung des Köngreichs Orléans welches aber nur 102 Jahre bestand hatte. Zudem wurden hier auch mehrere Könige gekrönt unter anderem Karl der Kahle (848), Robert II. (987) sowie Ludwig VI. (1108).
Sie war in den Jahren 1428 und 1429 letzte Bastion der Franzosen im Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England welche durch die Befreiung am 8. Mai bekannt wurde und zwar unter Führung von Jeanne d’Arc.
Sehenswert hierzu ist das „Maison de Jeanne d’Arc“. In diesem Haus lebte die „Jungfrau von Orléans in den Monaten April und Mai des Jahres 1429. Im Jahr 1940 fiel das Haus den Bombenangriffen zum Opfer und wurde 1961 mit dem Zustand von 1909 wieder neu aufgebaut in dem heute ein Museum untergebracht ist.
Ebenso sehenswert ist auch die Kathedrale Sainte-Croix d’Orléans aus dem Jahr 1278. Sie „überlebte“ zahlreiche Angriffe wie die im Hundertjährigen Krieg, einem Angriff der Hugenottentruppen am 24. März 1568 sowie Bombentreffer von Deutschen und Amerikanern im Zweiten Weltkrieg welche aber nahezu restauriert wurden.
Wer Ruhe in dieser Großstadt sucht, der sollte sich in den „Parc floral de la Source“ begeben, einem 35ha großen Park welcher 1963 angelegt wurde und 1967 auf der Internationalen Gartenschau rund 2,3 Millionen Besucher anlockte. 101 Baumarten, ein Gewächshaus mit exotischen Pflanzen sowie ein Schmetterlingshaus locken zahlreiche Bewohner in den Park.
Einen ebenso wichtigen Erholungsfaktor genießt die „Ile Charlemagne“ welche nur bei Hochwasser der Loire eine Insel ist. Zahlreiche Wander- und Radwege locken hier Freizeitsportler in dieses Gebiet.
Zudem genießt die Gastronomie der Stadt Orléans einen ausgezeichneten Ruf. Bekannt ist sie für das „Cotignac d’Orléans“ – einer Art Quittengelee welches kalt serviert wird. Ebenso die Weine aus der Region Orléans welches mit dem AOC-Siegel gekennzeichnet sind.
Auf rund 140 Kilometern erlebt der Fahrer eine ruhige Seite Frankreichs, welche hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt ist, aber keinesfalls uninteressanter ist. Mit dem Start- und Zielort wurden zwei große Städte gewählt, die in ihrer Geschichte nicht unterschiedlicher sein könnten. So bieten sie vor allem für geschichtlich interessierte eine Fülle an Sehenswürdigkeiten.
Und da die Strecke weitestgehend leicht hügelig ist kommen hier Radfahrer auf einer gemütlichen Tour voll auf ihre Kosten.